Pietscher und sein Rekord D Millionär.


Eine kleine Geschichte von Zweien, die sich gefunden haben. Denn anders als die Durchschnittsehe hält die Beziehung zwischen Pietscher und seiner Opellimousine schon einige Jahre.

Ich gebe es zu. Ich habe ein wenig recherchiert. Ich weiß. Das ist sonst nicht mein Stil. Ich schreibe meistens einfach so drauf los und suche mir dann noch nötige Informationen zusammen. Aber zum Rekord und zum Besitzer gibt es halt das Eine oder Andere zu sagen.


Opel an der Spitze

Fangen wir mit dem Wagen an. Ein Opel Rekord D, Sondermodell „Millionär“. Schon nett, dass es das überhaupt gab. Vor beinahe 40 Jahren (Ja, solange sind die 70er schon her) waren Verkaufswerte von einer Million Exemplaren aber noch etwas Besonderes. Auch bei Volumenmodellen wie dem ab 1971 gebauten Rekord D. Heute müssen dies Verkaufsschlager einer großen Marke innerhalb kurzer Zeit schaffen. Ohnehin waren die späten 60er und frühen 70er sehr gute Zeiten für Opel. Opel erklang den Olymp der Zulassungsstatistik, wurde der größte Hersteller Deutschlands und verdrängte VW auf den undankbaren zweiten Platz. Like a Boss. Schade, dass das heute nichtmehr so ist. Denn die Modellpalette ist, wenn man Neuwagen mag, schön anzusehen. An dem Kurzen Erfolg hatte besonders der Rekord D seinen Anteil. Nettes Design und so.

Selbstzünder und innovative Scheibenwischer

Opel war zwischen Innovation und bekannter Hausmannskost gefangen. Beispiele für innovative Ideen waren die Vollversenkten Scheibenwischer bei der KAD (Kapitän, Admiral, Diplomat) Baureihe. Oder, um beim Rekord zu bleiben, dass sie als zweiter deutscher Automobilhersteller Deutschlands, nach Mercedes Benz, Dieselmotoren anboten. Man wollte auf dem Taximarkt bessere Chancen haben.

Während die Konkurrenz hingegen bereits moderne Hinterachskonstruktionen einsetzte, verbaute Opel beim Rekord weiterhin eine (sehr gut abgestimmte und durchdachte) Starrachse. Irgendwann muss man auch an den eigenen Geldbeutel denken.


Zeitsprung

Tja, soviel zum Modell an sich. Ist ja auch allet nix Neues. Ende der 90er, vor etwa 15 Jahren, fanden dann der 1977er Rekord Millionär und Pietscher zusammen. Die Karre stand bei seinem Hallenkollegen rum und war halt ein alter, aber inzwischen immer seltener werdender, Gebrauchter (ähnlich wie heutzutage ein Senator B oder Omega A). Da dieser Hallen-Mit-Nutzer beim Vermieter schon lange nicht mehr mit dem monatlichen Obolus rumkam wurde sein untergestellter Kram aufgelöst. Pietscher griff tief in die Tasche, fand allerdings nur 'ne silberne Münze mit der Prägung „Eine Deutsche Mark“ (für alle die nicht wissen was das ist, das ist die Währung die wir hier vor dem Euro hatten, Eine Mark entsprach 2002 ca. 50 Cent) legte sie auf den Tisch und nahm Papiere und Schlüssel vom Rekord mit. Dazu kam dann nochmal das gleiche Modell (Rekord D, Millionär, 4-trg Limousine, ocker-farbend), welches vom Vermieter aufgrund fehlender Zahlungen vom unliquiden Mieter entsorgt werden sollte. Pietscher nahm sich auch seiner an und - wie viele weitere Autos in Pietscher's Scheune – wartet er auf Reanimation, schön unter einer gesunden Staubschicht...

Gemach, gemach

Da Pietscher ein Mann ist, der eher gemächlich an die Dinge herangeht, brauchte er über eine Dekade für die Restauration. Gefühlte 1000 Bleche mussten in den Schnapper eingeschweißt werden bis die Karosse wieder in einem H-tauglichen Zustand war. Außerdem stand dann auch eine Motorrevision an und vor nicht allzu langer Zeit wurde der Wagen von Automatik auf Handschaltung umgebaut. Das ist jetzt hier nur ein Textabsatz, aber - wie gesagt - im echten Leben mehr als 15 Jahre. Dabei wurde der Wagen nur leicht optisch modifiziert. Die Frontschürze vom Commodore B wäre da mal als Beispiel genannt.

Daily Driver

Wer jetzt denkt, dass die zweitürige Limousine nun gut behütet in der Garage vor sich hin dämmert und auf milde Sonntage wartet, der irrt. Pietscher nutzt den Wagen Tag ein Tag aus um zu seinem Arbeitsplatz zu kommen. Er parkt auch nicht in der Garage, sondern auf dem ehemaligen Campingplatz vor dem kleinen blauen Häuschen in dem sein Besitzer wohnt. Und wenn man dort angekommen ist merkt man, dass Pietscher nicht einfach nur Altautos fährt weil er sich vom normalen Straßenverkehr emanzipieren will. Es gehört für ihn und seine Lebenspartnerin Sarah wie selbstverständlich dazu. Da ist nichts aufgesetzt, es ist normal. Und mit diesem, als Kompliment gedachten, Satz beenden wir unseren kleinen Bericht an dieser Stelle. Denn über Sarah und ihren schwedischen Schätzchen berichten wir bald, versprochen!


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