Interview mit KLE, Miss SixSixSix und Denis von "Old Cars - Young Blood" zum Thema

Es geht weiter. In zweiten Teil stellen sich KLE, Crissi und Denis Themen wie Ideenklau, Trailerqueens und Traumtänzerei. Wer nicht weiß, wer die drei Chaoten sind, klickt einfach den ersten Teil an. Dort wird jeder kurz vorgestellt. 

 

BAMAKO MOTORS: Ihr seid ja alles einfallsreiche Menschen, deren schöpferische Ader sich nicht nur auf Autos beschränkt. Darum mal ein etwas prekäres Thema: Es gibt seit neuestem ja dieses Internetz, welches viele Möglichkeiten eröffnet. Unter anderem kann man sich hier leichter denn je Inspiration holen. Das geht allerdings manchmal nach hinten los. Man kann das Rad nicht immer neu erfinden und kopiert beinahe zwangsläufig Vorhandenes. Aber manchmal gehen die Leute einen Schritt weiter und klauen das gesamte Konzept. Habt ihr damit schon Erfahrung gemacht?
Und wenn ja: Wie geht ihr damit um?


KLE: Ich habe das Rad ja auch nicht neu erfunden – für manche Details habe auch ich mich von anderen inspirieren lassen. Ich bin bisher nur in einem Fall echt sauer geworden, als einer meinen Slow Motion Schriftzug von meinem 32BQP 1:1 kopiert hat. Da wäre ich am liebsten nach Österreich gefahren und hätte dem Depp das persönlich vom Auto gerissen – was ich natürlich nicht gemacht habe.


Denis: Also bisher noch gar nicht.

Crissi: Zum Glück habe ich damit noch keine Erfahrung gemacht. Ich denke - oder hoffe – auch, dass die Leute der Ratten-Szene nicht so schlimm sind wie in der normalen Tuning-Szene. Also ich selber würde es ok finden, wenn mein Rudi jemand anderen inspirieren würde. Allerdings eine 1 zu 1 Kopie würde ich schon Scheiße finden und sehr einfallslos. Für mich wäre es prinzipiell aber schon in Ordnung. Ich schau ja auch ab und zu bei Anderen... und dann kommen mir die Ideen dazu. 1 zu 1 würde ich persönlich aber nicht kopieren wollen.
An Rudi, dem Audi von Crissi, ist so ziemlich jedes Klischee eingeflossen und wurde dadurch wirklich einzigartig.
(Foto: Kollektivmaschine)




BM: Daraus ergibt sich noch ein anderer Gedanke: Manch einer fragt unverblümt nach Ideen. Etwa „In welcher Farbe soll ich mein Auto lackieren und welche Felgen soll ich nehmen?“ Das geht in soweit ja noch klar, wenn man sich nicht zwischen OZ und BBS entscheiden kann. Doch der eine oder andere bittet um komplette Konzepte. Sollte man da das Basteln nicht lieber gleich sein lassen und sich auf ausgeprägtere Talente besinnen? Ist das gar ein Symptom unserer Zeit, in der alles schnell gehen muss und man zu faul zum selber Denken ist?

KLE: Manche machen es sich einfach zu einfach, sehen das Internet als Selbstbedienungsladen, lassen andere für sie denken. Ich sage den Leuten immer, sie sollen sich an einem Filmauto, einem Einsatzwagen, etc. orientieren und einfach ins kalte Wasser springen und einfach mal machen. Manche entdecken dabei die eigene Kreativität, andere verlieren schnell die Lust. Es ist nicht jeder zum Fahrzeuggestalter geboren. Das muss der einzelne für sich selbst entdecken.


Denis: Puh, ööhm... wenn man merkt, dass dieser Jemand Spaß daran hat aber einfach nicht weiß, wie er es angehen soll, fände ich es nicht schlimm, wobei ich da einfach nur raten würde: "Mach es, so wie es DIR gefällt!"

Crissi: Also wenn man mal Hilfe braucht, ist das in Ordnung. Aber wenn man für Alles jemand anders braucht, würde ich persönlich sagen: „Hör auf damit und kauf dir ein stinknormales Auto!“
Oder geh zum Fachmann und bezahle halt dafür...
Rosthaube und Stickerbombing. Für manche ist es einfach Mainstream oder abgekaspert. Man kann aber das Rad nicht immer neu erfinden. Darum darf man auch gerne gängige Stilelemente mit einbringen.
BM: Wo wir schon leise Kritik einfließen lassen. Wo erreicht euer Stilempfinden seine Schmerzgrenze, wenn es um fremde Karren geht? Denn auch wenn man aufgeschlossen ist, muss man sich manchmal eingestehen: „Nichtmal mit 'ner Papiertüte über dem Kopf würde ich da einsteigen.“

KLE: Ja, es gibt Karren, die ich nicht ohne Tüte überm Kopf fahren würde. Aber wo die Schmerzgrenze ist, das kann ich nicht pauschal definieren. Ich definiere das für jeden Einzelfall anders. Manche Umbauten z.B. finde ich an der einen Karre vollkommen untragbar, der selbe Umbau kann aber an einem anderen Auto so herrlich ironisch wirken, dass ich ernsthaft erregt bin.

Denis: Jeder wie es ihm gefällt, das Einzige wo ich mich etwas schämen würde, wäre so ein "ATU-Bomber" oder etwas in der Art.

Crissi: Also was bei mir gar nicht geht, sind übertriebene Spoiler-Kisten. Airbrushes wie Indianerköpfe und Co... Baaaah, da krieg ich Gänsehaut wenn ich dran denke. Und in einem Fiat Multipla, da würde ich mich auch schämen...
Denis 124er Benz im rostigen Bullenlook

BM: Was haltet ihr von reinen, sog. Trailerqueens, die nur durch Fremdeinwirkung oder gerade eben noch selbstständig ihren Transporter verlassen können. (Hier geht es nicht um eine Straßenzulassung, sondern den Umstand, dass diese Autos nicht fahrbereit sind)

KLE: Grundsätzlich sind Fahrzeuge zum Fahren da, deshalb finde ich Trailerqueens eigentlich komplett daneben. Ich mache aber Ausnahmen. Gewisse Fahrzeuge, wie etwa den Golf 1 Hotrod, kann man in Deutschland eigentlich nicht mit TÜV bauen. Denen verzeihe ich, daß sie den Wagen nur trailern.

Denis: Hmmm, schwer. Also als Rods gar keine Frage, aber sonst? Das ist für mich keine richtige Ratte im eigentlichen Sinne. Für mich sollte 'ne Ratte im Alltag bewegt werden (können).

Crissi: Es gibt zwar wundervolle Trailerqueens aber ich halte ich nix davon... Meistens sind die Leute eh nur auf Pokale aus und mir kommt es vor, als hätten die den Spaß an der Sache vergessen.... Ich möchte mein Auto fahren und fühlen.

Trailerqueen und Spaß dabei. Manche von ihnen werden ja auch benutzt. So wie der Bad Luck Golf Rat Rod.
 BM: Das soll es ja auch geben: Man bringt es nicht übers Herz, ein Auto grundlegend zu modifizieren. Warum würdet Ihr euer Fahrzeug keinesfalls umbauen? Egal ob zur Ratte, Fusselkarre oder Kustom.

KLE: Ich habe ja so einen Patienten in der Garage, den 474. jemals gebauten Passat im unrestauriertem Originalzustand. Da kann ich mich echt beherrschen. Vor Autos mit einer besonderen Historie habe ich beispielsweise Respekt. Es gibt so viele Grotten da draußen, um die es nicht schade ist. Ich nehme gerne Autos als Basis, die sonst keiner will.

Denis: Wenn es ein historisches Fahrzeug wäre, was so wie es da steht vom Band gelaufen ist. Oder ich da eine 70.000€-Karre stehen hätte.

Crissi: Also wenn es eine originale, reine und schöne Seltenheit ist (z.B. Toyota 2000GT), dann würde ich den Wagen so lassen wie er ist. Obwohl ... selbst da (Toyota 2000 GT) sind andere Felgen, oder breitere Radkästen nicht verkehrt. Naja, schwieriges Thema...


KLEs Interpretation einer Polizeikarosse. Basis Passat, Inspiration Mad Max, Ergebnis: Einzigartig.
BM: Jeder von Euch hat einen ausgeprägt eigenen Stil. Verratet den Lesern doch mal wie euer Traumprojekt aussehen könnte.

KLE: Mein Traumprojekt ist immer das aktuelle. Und mein Kopfkino spielt jeden Tag einen anderen Film. Sicherlich findet aber irgendwann noch ein Transporter und ein trashiger Ami Station Wagon den Weg zu mir…

Denis: VW Käfer oder Bulli "rotze-platt" auf der Straße, mit ordentlich Dampf im Maschinenraum, dabei aber von außen eher unscheinbar.

Crissi: Also für mich wäre es ein 1964er Ford (Sekretärinnen-) Mustang. Den als Ratte machen, das wäre so mein "Traumprojekt" Ich mag den 64er Mustang nicht wirklich im Orginalzustand. Ich meine, so ein 69er Mach 1 z.B, der wäre ja im Original ok (sehr maskulin und schön), aber die 64er?! Jeder fährt voll drauf ab und das nur, wenn sie wie geleckt sind.
Darum würde er mich als Ratte voll reizen! Wieso kann man sich bestimmt denken. Wie die genaue Gestaltung eines Crissi-64er-Mustang aussieht, das kann ich erst sagen wenn der Auserwählte vor mir steht. Nur etwas kann ich jetzt schon verraten, sehr viel Rost, Beulen, schlechter Lack, aber topp Technik!

BM:
VIELEN DANK!

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Bilder: Kollektivmaschine, CW
Gegegngelesen von: DRB

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