Er ist zwischen 50 und 100 Jahre alt und meistens männlichen Geschlechts: Der passionierte Meckerer und Oberlehrer.

Ich überlege schon eine ganze Weile, wie ich dieses Thema in den Blog einbinden und eine Diskussionsgrundlage schaffen kann, ohne mich oder Andere als Jammerlappen in der Opferrolle darzustellen. Es brennt mir einfach unter den Nägeln.

„Gut, eventuell liegt es an mir“, habe ich in den letzten Jahren des Öfteren gedacht. Ich bin von der Großstadt in die Provinz gezogen und polarisiere vermutlich auch ein wenig in einer vom Schützenfest und alten Werten geprägten Gegend. Um es mal positiv auszudrücken, denn gegen Schützenfeste und Werte habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Dabei bin ich noch nicht mal ein bewusster Provokateur, der es darauf anlegt, Andere auf die Palme zu treiben. In der Regel sehe ich mich eher als freundlichen Menschen. Ach Mist. Jetzt hab ich es doch gemacht. Mich selbst in die Opferrolle gesteckt. Scheiße. Liegt vermutlich daran, dass ich mich auch in einer solchen sehe.

Ein Beispiel: Ich fahre eine Einbahnstraße entlang, ein Herr gehobenen Alters stellt sich mit seinem Krückstock wie Gandalf der Graue in den Weg und wirft mir ein „Du kannst nicht passieren, dies ist eine Einbahnstraße!“ entgegen. Ich versichere ihm, das ich mir dessen bewusst bin aber ich in die richtige Richtung fahre. Der Herr lässt sich nicht beirren. Den Hinweis, dass er doch selber mal nachschauen solle, tut er ab. Er hält sich für clever und unterstellt mir, dass ich ihn nur von der Straße locken wolle. Letztenendes lege ich den Rückwärtsgang ein und nehme einen anderen Weg.


Ein anderer Rentner beschwert sich bei meinen Nachbarn darüber, wie ich parke, dabei wohnt er noch nicht einmal auf meiner Straße. Oder neulich bei nem Shooting, als wir unter Androhung einer Anzeige wegen unerlaubtem Betretens von Privateigentum weggejagt werden, obwohl wir lediglich am Fahrbahnrand einer öffentlichen Straße stehen. Um weiteren Stress zu vermeiden, ziehen wir Leine.

Und dann bin ich über Folgendes gestolpert:

„Rentner versperrt Sanka mit verletztem Kind den Weg“
(Quelle: Merkur Online)

Zusammengefasst: Ein 66 Jähriger besteht auf sein „Recht“ auf Vorfahrt und gefährdet das Leben eines Kindes in einem Krankenwagen. Selbst vor Gericht zeigt er sich uneinsichtig.

Ich frage mich, was diese Menschen dazu bewegt. Gut, wie gesagt, für manche sehe ich komisch aus, fahre eigenartige alte Autos, die angeblich keinen TÜV haben können (auch schon gehört) und bin überhaupt ein totaler Chaot (in 11 Jahren 0 Punkte), aber meine Güte, einen Krankenwagen mit eingeschaltetem Martinshorn nicht durchlassen? Ich bin kein Psychologe, aber da muss doch in der Vergangenheit echt was schief gelaufen sein. Ein Leben ohne Liebe? Oder noch schlimmer, 40 Jahre beschissene Ehe und ein beschissener Job? Keine Ahnung. Eventuell macht man sich auch einfach nur schuldig durch seine (relative) Jugend.

Das Problem an dem Ganzen ist nur Folgendes: Man geht immer als Verlierer aus solchen Konfrontationen heraus. Entweder lässt man dem garstigen Ziegenbock sein vermeintliches Recht und legt, wie ich, den Rückwärtsgang ein, oder man sucht die offenen Diskussion, was ich auch schon ausprobierte. Und das kann schon mal mit Strafanzeigen wegen Beleidigung enden. Für den Einen wie den Anderen. Doch vollkommen egal wie man es dreht und wendet, der Gandalf wird sich immer im Recht fühlen. Egal wieviel Unrecht er hat. Das hat ja auch der Fall mit dem Krankenwagen gezeigt.

Wir würden gerne eure Meinung und Erfahrungen hören, beziehungsweise lesen. Wie sind eure Erfahrungen, wie denkt ihr über das Thema und was meint ihr, wie ein Mensch so werden kann? Ist das gar nachvollziehbar? Schreibt es in die Kommentare, gerne auch auf Facebook. Ich freue mich auf euer Feedback!

7 Kommentare:

  1. „Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.“ - Marie von Ebner-Eschenbach

    Das bringt es eigentlich auf den Punkt. Wichtig ist Ruhe zu bewahren, denn die Polizei hat auf diesen Schwachsinn auch keinen Bock. Wenn du die Ruhe bewahrst und dein Gegenüber sich tierisch aufregt ist bereits im Vorfeld klar wer sich daneben benimmt. Auch wenn man mal den kürzeren zieht ist man selten das eigentliche Opfer. Was auch immer Leute bewegt manchmal so durchzudrehen. Ändern kannst du es nicht. Es akzeptieren musst du aber auch nicht. Ich bin, vielleicht wegen meiner Größe und des meist grimmigen Gesichtsausdrucks, nicht sehr oft in solchen Situationen. Meistens bin ich aber auch gutmütiger als ich sein möchte und Gebe nach. Aber bei bestimmten Dingen platzt auch mir der Kragen. In deinem Einbahnstraßenbeispiel z.B wäre ich denke ich stehen geblieben bis der alte vor Müdigkeit umfällt oder die Polizei ruft. Vielleicht wäre aber auch irgendwann ein anderer Verkehrsteilnehmer dazu gestoßen der den alten auch gefragt hätte ob er sich nicht verziehen will ...

    Ein Lachen wird es sein, das Euch besiegt.

    Das Phrasenschwein hat jetzt genug Futter. ;-)

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    1. nur leider funktioniert das schema pinguin (lächeln und winken, männer) auch nicht immer. besonders wenn man in eile ist, schluckt man seinen ärger schnell mal runter, nur um sich zuhause auszumalen, wie man hätte reagieren können. aber im grunde stimmt es schon. lächeln hilft oft.

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  2. Mit den Nachbarn ist das so eine Sache, die meisten um mich herum sind echt okay aber nicht alle. Bei mir war schon 5x die Polizei, einmal einer vom Landratsamt und sogar mein Vermieter. Ach ja einmal sogar noch die Feuerwehr weil aus meinem Auto aus der Standheizung Kühlwasser ausgelaufen ist. Da darin ja auch Glysantin enthalten ist dachte der Feuerwehrmann da schaufel ich mal lieber etwas Bindemittel drauf und stellte mir eine Rechnung über ca.230€. Die Polizisten die jetzt zum 5ten mal hier waren meinten alle das sie was besseres zu tun hätten als sich um so einen Mist zu kümmern, es gäbe schließlich wichtigeres zu tun.
    Meine Nachbarn aber finden das ich viel zu viel an meinem Auto basteln würde und stalken mich sogar im Internet (FF und Youtube). Da wird z.B. jedes Wort das ich im Fusselforum geschrieben habe ausgedruckt, so meinen die Beweise gegen mich zu sammeln. Ja sogar als ich in meiner Garage bei geschlossenem Tor etwas mit der Flex gearbeitet hatte und dann wieder herauskam stand der Nachbar da und fotographierte mich! Da fragte ich ihn was er da verbotenerweise machen würde und er meinte darauf nur; Beweise sammeln. Was die aber wohl echt anstinkt ist einfach das die nichts machen können gegen mein Hobby. Sie versuchen sogar andere Nachbarn in ihren Krieg gegen mich hinein zu ziehen. Da hab ich gesagt wenn das stimmt das angeblich alle gegen mich wären und den Krach nicht mehr ab können dann soll er doch da hin gehen und mir 5 Unterschriften bringen dann würde ich sofort aufhören. Ähh nee ähh das mach ich alleine war daraufhin die Antwort. Für mich, die Polizisten, dem Mann vom LRA und meinen Nachbarn ist die Sache eigentlich klar, die mögen mich und mein Hobby nicht und hatten auch zuvor bei allen Vormietern schon immer für Ärger gesorgt. Ein Polizist meinte: Es gibt eben Menschen die könnten auf einer einsamen Insel in der Südsee leben und würden selbst da noch einen Fisch finden der da nicht hingehört!

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  3. Bester Schmoddershagen,

    du sprichst mir auf zwei Ebenen aus der Seele. Die eine: Ja, diese Rentner, was soll das denn immer? und die andere: ich kann da nix wirklich gegen tun.
    Argh.
    In Kiel sind es vor allem diese selbsternannten Ordnungshüter, die sich ohne jegliche Gefährdung dennoch über vermeintliches Unrecht echauffieren. Beispiel: Ich stehe mit zwei Rädern auf dem Fußweg, um den Fahrradweg auf der Straße nicht dicht zu machen. Weil ich schnell zum Geldautomaten hüpfen will. Der Fußweg ist sehr sehr breit, keine Baustellen mit Bauzäunen und nichts im Weg. Ein älterer Herr kommt des Weges und regt sich schon aus der Ferne auf, dass ich so doch nicht allen Ernstes stehen bleiben könne!!!

    Warum denn nicht, frage ich ihn, schon pauschal auf Konfrontation gebürstet, weil man ja inzwischen weiß wie das läuft. Na - weil ich hier nicht stehen dürfe. Schon gar nicht so quer über den Fußweg.
    Ob er denn irgend eine Einschränkung erfahren würde, ich ihn behindere oder sonst wem tatsächlich im Weg stünde, frage ich ihn lächelnd. Denn wenn nicht, sei doch für ihn als braven Bürger alles okay. Und wenn er für Recht und Ordnung sorgen wolle hätte er doch vor 40 Jahren den Beruf des Polizeibeamten wählen können. Oder nicht?
    In diesem Fall ist er schimpfend weitergelaufen und hat mich in Ruhe gelassen.

    Ein leicht verrückter Mensch aus der mittelbaren Nachbarschaft wohnt gegenüber der Grundschule meiner Tochter. Als ich da mal anhielt, um sie sicher auf dem Fußweg rauszulassen zeterte er los, beschimpfte mich aufs Übelste und begann, mit seiner Gartenschaufel Hundescheiße auf mein Auto zu werfen. Ich habe gewartet, bis mein Töchterchen um die Ecke gebogen ist, bin dann eingestiegen und weitergefahren. Erst nach ein paar 100 Metern ist in mein Hirn gesickert, was da gerade abgegangen ist. Also bin ich umgedreht, habe genau da angehalten und den Alten in seinem Garten besucht. Er drohte mit Polizei, Hausfriedensbruch und allem was das Herz begehrt. Seine Frau nahm mich zur Seite und fragte, was denn los sei. Als ich es ihr erklärte sagte sie mir, ihr Mann sei alt und habe einen Schlaganfall erlitten.
    Als wenn das eine Entschuldigung wäre???

    Ich rege mich gerade auf. Fazit? Man kann tatsächlich nichts machen, wie du es schon schreibst, es ist beides doof. Entweder geht man solchen Situationen aus dem Weg, oder man lächelt sie weg. Das geht aber auch nicht immer.
    Ich denke in dem einen oder anderen Fall noch über ein paar nachträgliche Boshaftigkeiten nach. Aber das werde ich an dieser Stelle natürlich nicht ausweiten.

    Sandmann

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    1. moin sandmann.

      sandmann: "Ich denke in dem einen oder anderen Fall noch über ein paar nachträgliche Boshaftigkeiten nach. Aber das werde ich an dieser Stelle natürlich nicht ausweiten."

      ohhhh, das kenn ich. das ist das gleiche prinzip wie nach dem verunglückten anquatschen einer frau. da denkt man sich auch 100 schlagfertige antworten aus, die alle besser waren als "hey, magst du züge? ich mag züge." im falle des rentners überlegt man halt wie man die einfahrt dieses idioten vermient und wo ich die telefonnummer meines waffenschiebers schonwieder higelegt hab.

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  4. Letztens kam auch ein Bericht im TV von einem selbsternannten Hilfssheriff der in seinem Heimatort schon etwa 15.000 Leute wegen falschparkens und so Kleinigkeiten angezeigt hatte. Die Krönung war aber das er einen Hubschrauber der im Parkverbot stand um einen Schwerverletzten einzuladen anzeigte. Daraufhin wurde er vor's Gericht gezerrt und da wurde ihm irgendeine Psychose bescheinigt. Deswegen müssen jetzt die Behörden nicht mehr kommen oder jede Anzeige verfolgen, ja ihm wurde auch bescheinigt das er KEIN Hilfssheriff ist und damit ist sein jahrelanges Anzeigenspiel endlich zu Ende.

    Jürgen

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