Dinos Daihatsu 55 Wide
Ein Daihatsu 55 Wide? Kennen die Wenigsten. Und noch weniger haben ein solches Prachtstück der japanischen Kei Car Tradition jemals gesehen – geschweige denn gefahren...
Was Kei Cars sind? Ich könnte ja jetzt auf Wikipedia verweisen. Mach ich aber nicht. Kurz gesagt, handelt es sich bei dieser Fahrzeuggattung um Kleinstwagen in allen Formen und Farben, die je nach Baujahr bestimmte Maße nicht überschreiten dürfen. Sowohl auf Hubraum als auch auf Abmessungen bezogen. Das ganze hat handfeste Vorteile. Man muss zum Beispiel keinen Parkplatz vorweisen. Und die sind in Japan Mangelware und besonders in den Ballungsgebieten so teuer wie hierzulande ein nettes kleines Häuschen im Grünen.
Ich finde Kei Cars absolut interessant. Ok, ich interessiere mich ohnehin für Autos, die es so nur im Ausland gibt, aber gerade diese komische Nische aus Nippon ist so kurios, dass man einfach mehr darüber erfahren will. Schon darum musste ich Dino beim Fusseltreffen wegen des Autos aushorchen und ein paar Bilder machen. Kurios ist übrigens eine weitere Entwicklung: Key Cars sind mit der Zeit immer größer geworden. Umgekehrt proportional zum zur Verfügung stehenden Platz auf den Straßen. Wobei diese Autos natürlich dafür geschaffen wurden, um Raum zu sparen. Aber genug allgemeines Gesülze.
Kommen wir zu unserem Kleintransporter.
Dino hat bei der Restauration des Busses darauf geachtet, dass die
Angelegenheit nicht aus dem finanziellen Ruder läuft. Denn es
existiert hier zu Lande kaum etwas für den kleinen Japaner. Am
allerwenigsten ein Markt. Außerdem ist und bleibt das Autochen ein
Hobby. Klar hätte man zum Beispiel die Lackierung professionell
machen lassen können. Andere handhaben das auch so, obwohl es
finanzieller Wahnwitz ist. Aber warum? Die beige-braune Lackierung,
aufgetragen von Hand per Rolle, macht einen leckeren Eindruck. Und
wenn man sich den kleinen Wagen so anschaut muss man ein wenig an ein
abgebrochenes Stück Kinderschokolade denken. Ich zumindest.
Und obwohl dieses Auto weder Ratte, Showcar oder sonst was sein will, findet man an allen Ecken und Enden tolle Details. Schicke orange Vorhänge aus einem Schlachtbus, die mit einem Röhrenden Hirsch verzierte Heckklappe, ein Bullenfänger und unglaublich viel anderen Kram. Für Dino ist das Auto zudem als echter Minicamper geeignet.
Die Dachlatte ist nicht irgendwelcher
dekorativer Unsinn im Stil der Zeit. Sie ist dafür gedacht, daran
eine Plane einzuhängen, um geschützt vor Regen oder Sonne gemütlich
sitzen zu können. Im Heck ist ein nettes Schlafgemach eingerichtet
und wenn man eine bestimmte Körpergröße nicht überschreitet, dann
kann man das Ding sogar relativ komfortabel fahren. Daran scheitert
das Auto aber auch leider für mich. Denn so cool ich den auch finde:
mit 187cm habe ich keine Chance länger als eine Parkplatzrunde ohne
Ganzkörperkrampf durchzustehen. Schade an sich. Der könnte ein
echter Bamako Motors Transporter sein.
Klein, wendig, sparsam
und in wenig der automobilen Realität entrückt. So kann Autofahren
auch Spaß machen. Anbei noch ein abfotografiertes Datenblatt. Ist
nicht uninteressant, sich das mal anzusehen.
Fotos und Text: CW
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