Erwins Passat

Ein Mann, eine Vision. Erwin wollte einen Passat haben, der einzigartig daher kommt. Die Inspiration: amerikanische Kustomcars der 50er und 60er.

 

Ein Passat 35i ist nun nicht gerade eine ideale Basis für ein derartiges Unterfangen. Die Form stimmt einfach nicht. Und was soll daran anders sein, als bei den ganzen anderen gepimpten Passat auf Deutschlands Straßen? Doch Stopp! Bevor wir die Idee weiter durch den Dreck ziehen erst mal Fakten überprüfen!


Denn man muss sich schon eingestehen, dass auch heute noch auf die alten Rezepte zurückgegriffen wird. Teilweise ohne zu wissen, dass es so ist. Wollen wir mal vergleichen: „Echte“ Kustoms kommen oft mit glatten Karossen daher. Auch das ist schon Jahrzehnte Usus bei europäischen Neuwagentunern. Da wird weggecleant was geht. Die Front oder der Grill eines anderen Autos? Auch nicht unbekannt. Buickgrill im Chevy? Selbstverständlich. Audi Singleframe im Kadett E? Ebenso selbstverständlich. Aufwändige Showlackierungen? Naja, ihr wisst worauf ich hinaus will. Die Wahrheit tut halt manchmal weh. Zudem: Als seinerzeit die „original“ Kustoms entstanden waren es zum Teil auch Neuwagen oder zumindest junge Gebrauchte. Was soll also das Gedisse? Ja ich weiß, früher war trotzdem alles besser – und aus Holz.

Ihr seht, die Dinge ändern sich in ihren Wurzeln nicht, jedoch haben sich die Stilmittel in ihren Details verändert. Und natürlich die Basisfahrzeuge. Das war es aber auch schon. Lange Rede kurzer Sinn: Was will Erwin nun an seinem Passat anders machen?

Ganz einfach: Da es alles bereits gab mischt er einfach die Stilrichtungen und greift geschickt auf alte Variationen bestimmter Mittel zurück. So hat er die Nuancen genutzt um eben jenen durchaus schicken Kustompassat auf die Räder zu stellen. Da sticht gleich zu Anfang direkt die gerollte Lackierung in das Auge. Mintgrün und son' cremiges Türkis, garniert mit einem grünen Dach in Metalflake. Rote Zierstreifen und Felgen sorgen für Akzente. Das könnte durchaus damals so gemacht worden sein. Ein weiteres Stilelement sind die Weißwandreifen. Einfach schön anzusehen.

Insgesamt macht der Passat also farblich alles richtig. Doch was ist mit den Details? Louvers auf der Haube und Dummyspotlights an den A-Säulen sind weitere Reminiszenzen an die alte Schule. Gecleante Embleme und die getunnelte Antenne stellen die i-Tüpfelchen dar und runden das Bild gekonnt ab.

Der Innenraum ist allerdings weiterhin Baustelle. Zum Zeitpunkt des Spontanshootings war der Kofferraumausbau gerade in Planung. Inzwischen hat sich darum auch einiges verändert. Ein Plattenspieler und anderes Hifizubehör hielten Einzug. Der schöne Dachhimmel war allerdings schon drin. Von meinem Lieblingsdetail habe ich absichtlich kein Foto gemacht. Zu privat. Aber unter uns Gebetsschwestern: Hinter der Sonnenblende befindet sich kein Pin-Up sondern ein Bild von Erwins Freundin die ihm auch beim Aufbau des Passats zur Seite stand. Schon romantisch, mein Lieber.

Erwin ist halt mit dem Herzen dabei. Und es schlägt für Rock'n'Roll, heiße Miezen in Petticoats und dicke Schlitten. Er baut den Passat nicht um weil „Oldschool“ gerade hip ist, sondern weil er es lebt. Und wenn ich ehrlich bin, macht es das Auto für mich darum erst interessant. Ein Wagen muss halt zu seinem Besitzer passen. Das schreibe ich ja nun nicht zum ersten Mal. Und so wie ich Erwin kennengelernt habe geben sie ein Tolles Team ab - der Passat und er.

Nachgereicht:

Um euch den Kofferraumausbau nicht Vollends zu unterschlagen hat Erwin euch noch zwei Schnappschüsse nachgeliefert. Der war ja wie gesagt beim Shooting noch nicht vorhanden. Die Kombination aus rosa Basskiste und Plattenspieler ist schon spitze. Das PVC könnte er aber trotzdem mal ordentlich verlegen.

Fotos/Text: CW
Korrektur: bnoob

3 Kommentare:

  1. Huch?
    Da habe ich doch aus Versehen auf Facebook geteilt statt zu kommentieren :-)
    GEIL! Ich finde solche Projekte eigentlich heftig scheiße, aber der IST GEIL! Die Schilfdingens am Wagenhimmel, die Weißwandreifen, der Kofferraum - da stimmt alles. Erwin ist ein Künstler. Keep on ridin!
    Sandmann

    AntwortenLöschen
  2. ich seh das wie du. auf uninspiriertes tuning hab ich wenig bock. aber wenn jemand nen geiles konzept und gehirnschmalz einsetzt - und der mensch dann noch zur karre passt - dann wirds spannend.

    AntwortenLöschen
  3. Klasse Karre, genauso dufte wie der Fahrer!!!!!

    AntwortenLöschen