Denis und sein W124

Wenn es ein Auto gibt, dass auf Bamako-Motors.de seine Berechtigung hat, dann ist es der W124 mit seinem unverwüstlichen 5-Zyl. Dieselaggregat. Dass dieses Exemplar abseits der Liebhabergesellschaft schwimmt und als komplett durchkonzeptionierte Endzeit-Copkarre daher kommt passt uns natürlich besonders gut.

Die erste E-Klasse, werksintern W124 genannt, hat sich für viele bereits als DER letzte echte Mercedes etabliert. Das war nicht immer so. Als der bis 1996 gebaute Stuttgarter noch ein junger Gebrauchter war, schimpfte das Volk noch ganz gerne über den Wagen. Es ginge ja nichts über den W123er. Und dieser erschreckend glanzlose Plastikschrott wäre ja eh nie das gewesen, was der beste Mercedes aller Zeiten, also der W123, selbst in seinen schlechtesten Tagen war. Aber die Dinge ändern sich. Inzwischen ist der Benz locker im Youngtimerolymp angekommen. Sammler sicherten sich bereits die Exemplare, die ihnen feuchte Träume bereiten. Dazu zählen die Karren mit dem richtigen Papierkram: Volles Scheckheft, volle Ausstattung, kaum Kilometer und möglichst wenige Vorbesitzer. Alles im Bestzustand eben.
Und dann gibt es noch eine weitere Gruppe, die total auf diese alten Mercedes fliegt. Die Exporteure. Sie haben schon früh das Potenzial der schwäbischen Mittelklasse erkannt, und ebenso früh angefangen, Exemplare in jedem Zustand aufzukaufen. Systematisch wurde (und wird) der deutsche Markt abgeerntet. Einzige Bedingung: Der "letzte Preis" stimmt. 
 Und so dürften viele Sternenkreutzer auch heute noch den schwarzen Kontinent, Afghanistan (das Land mit der höchsten Mercedesdichte und zugleich eines der ärmsten auf diesem Planeten) den Orient und viele andere arme Regionen mobilisieren. Es kommt halt auf Nachhaltigkeit an.
Moment? Nachhaltigkeit? Sind wir hier nun bei den Grünen gelandet? Müsste man da nicht einen Lupo 3l oder Prius fahren? Das sind Luxusprobleme über die ein Malinese vermutlich nur erstaunt die Augenbrauen heben könnte. Nachhaltig bedeutet im automobilen Armutsfall: Die Karre muss laufen! Egal wie verbeult und ausgelutscht sie ist. Der Wagen muss anspringen. Und wenn es dann noch ein Mercedes ist - um so besser! Da ist auch der Malinese ganz deutsch: Statussymbol für die Nachbarn und Qualität für den Alltag. Der Rest ist egal.
Mit einem ähnlichen „scheiß der Hund auf die gepflegte Optik“-Gedanken ist Denis an seinen Benz gegangen. Denis kennt der eine oder andere Leser bereits aus dem Ratteninterview, in dem er brav Rede und Antwort zum Thema Rattenkultur stand. Und dabei kamen drei Dinge heraus:

1. Er legt wert auf den richtigen Stil.
2. Er nimmt sich und seine Autos nicht allzu ernst.
3. Er ist skrupellos.
Natürlich würden die wenigsten Menschen der dritten Welt auf die Schnappsidee kommen absichtlich einen Benz so hinzurichten. Die Wagen sehen früh genug verhurt aus. Aber jener, auch auf die Heimat übertragbare Gedanke, macht eben diesen Reiz aus. Ein ehemals sündhaft teures deutsches Qualitätsprodukt derartig zu „verschandeln“, dazu gehören einfach Eier. Oder eben die erwähnte Skrupellosigkeit. Man könnte da jetzt natürlich ein politisches Statement hineininterpretieren. Aber ich glaube Denis wollte einfach nur ein wenig die Leute schocken und seinen Spaß haben. Das reicht ja auch.
Dabei ging er geplant planlos vor. Wie jede richtige Ratte wuchs das Auto mit der Zeit. Bald nach dem Kauf wurde die Flex ausgepackt und Hauben und Dach von ihrer weißen Farbe befreit. Der Rest wurde dann in ein fiktives Highway Patrol Car aus der Hölle verwandelt. Zunächst in Blau, später in braun.
Und da so ein Projekt von den Details lebt, lies sich unser kreatives Köpfchen so manches einfallen.
Gewehrhalterung mit Spielzeugflinten, CB-Funk, ein Trennnetz zwischen Fond und Fahrer, Highjacker und vieles vieles mehr, was man hier einfach nicht auflisten kann.
 Der Benz konnte übrigens unter anderem seine Geländeeigenschaften auf dem berühmt berüchtigten R'n'R zur Schau stellen. Dort ging es schonungslos über den Dirttrack. Aber auch abseits von Party und Unsinn stand der betagte Herr seinen Mann. Denn er musste auch im Alltag bestehen. Eine Ratte muss halt leidensfähig sein und Technisch Funktionieren. Egal wie sie ausschaut.

 Leider musste der Benz, der mehr als 500 000 Kilometer hinter sich hatte, inzwischen gehen. Denis liebt die Abwechselung, und so stand ihm der Sinn nach einem neuen Projekt. Und was passierte mit dem Cop Car Mercer? Der ging - Oh Wunder! - in den Export. Vermutlich um im Sinne des Nachhaltigkeitsgedanken als Ersatzteilspender zu dienen. Ein ehrenvolles Ende.








 Denis ist, wie ihr wisst, ja hier Mitglied:
(Bild anklicken)

Wenn ihr Bock habt könnt ihr ja mal vorbeiklicken. Die Jungens würden sich sicherlich freuen!

Text und Bilder: CW
Gegengelesen MS und DRB

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